Pilze bestimmen

Auf der Suche nach Pilzen im Wald wird wohl kaum jemand ein ganzes Buch mitnehmen wollen. Deshalb ist es wichtig, sich mit den wichtigsten Merkmalen zur Unterscheidung der einzelnen Arten bereits im Voraus vertraut zu machen. Dabei gilt jedoch, dass nie ein Merkmal alleine herangezogen werden kann, um einen Pilz zu bestimmen, sondern immer mehrere Kennzeichen betrachtet werden sollten. Denn ein Pilz mit grünem Hut kann ein harmloser Täubling sein, genauso aber der Grüne Knollenblätterpilz. Die genaue Unterscheidung wird erst möglich, wenn der Stiel näher betrachtet wird, dahingehend, ob er beringt oder unberingt ist, wenn der Stiel nackt und nicht verdickt ist oder das Gegenteil der Fall ist usw.

Da die Teile der Pilze, die aus dem Boden ragen, lediglich die Fruchtkörper, nicht jedoch den gesamten Pilz darstellen, ist es wichtig, sich um das Aussehen der Fruchtkörper zu kümmern. Denn nur diese sind genießbar. Sie können recht unterschiedlich aussehen, lassen sich jedoch bei den meisten Pilzsorten in den Hut und den Stiel unterteilen.

Der Hut zur Pilzbestimmung

Zur Bestimmung der unterschiedlichen Pilzarten wird oftmals der Hut herangezogen. Dabei gilt jedoch, dass die Größen sehr unterschiedlich ausfallen können, während der Hut des Helmlings nur ca. einen Zentimeter groß wird, erreicht der Hut des Riesenschirmlings einen Durchmesser bis zu 35 Zentimeter. Für die Hutgröße bei Pilzen gilt generell, dass alle Richtwerte, die in Pilzbestimmungsbüchern zu finden sind, auch nur als solche angesehen werden sollten. Denn je nach den gegebenen Bedingungen können die Hüte größer oder kleiner ausfallen.

Bei vielen Pilzen kann anhand der Formung des Huts nachvollzogen werden, wie alt diese sind. So verändert sich der Hut mit zunehmendem Alter immer stärker. Zu Beginn des Wachstums sind die Pilzhüte meist leicht gewölbt, kugelig oder halbkugelig geformt. Im Laufe der Zeit breiten sie sich flach aus, sie wirken fast schon eingedrückt. So lässt sich der Reifegrad ebenfalls gut am Hut ablesen.

Oftmals wird auch die Farbe des Hutes zur Bestimmung herangezogen. Allerdings sollte hier Vorsicht walten, denn aufgrund unterschiedlicher Lichteinstrahlungsverhältnisse, unterschiedlicher Betrachtungsweisen und einer natürlichen Verfärbung kann es zu Fehlbestimmungen kommen. Die Hutfarbe kann sehr unterschiedlich gefärbt sein, je nachdem, wie die äußeren Bedingungen sind. Ebenfalls kann die Färbung im Laufe der Zeit sehr stark verblassen. Die Hutfarbe sollte zur Bestimmung nur in Verbindung mit anderen Merkmalen herangezogen werden.

Die Haut des Hutes kann ebenfalls zur Bestimmung von Pilzen dienen. So gibt es die Schmierröhrlinge, deren Huthaut bei trockenem Wetter sehr klebrig ist, bei feuchtem Wetter hingegen schmierig. Ebenfalls gibt es Pilze, deren Huthaut Schuppen besitzt, sie sind fast immer eine Folge des Aufplatzens der Huthaut.

Weiterhin kommen die Fleischfarbe beim Aufschneiden, der typische Geruch, der Geschmack und die Konsistenz des Pilzes zum Einsatz, um dessen Art zu bestimmen. Insbesondere den Geschmackstest sollte man nur durchführen, wenn andere Merkmale genutzt wurden, um einen Giftpilz auszuschließen.

Röhren und Lamellen zur Pilzbestimmung

Um Pilze zu bestimmen, werden auch gerne die Röhren und Lamellen der Pilze verwendet. Diese finden sich meist auf der Unterseite des Pilzhuts. Dabei bilden sich in diesen Strukturen die Sporen aus, mit denen Pilze sich vermehren. Sie können im Querschnitt gesehen, sowohl rund, als auch eckig sein. Nach unten hin sind die Röhren und Lamellen offen. Bei einigen Pilzen können die Röhren auf Druck reagieren. Dabei findet ein Farbwechsel statt, der sich gut eignet, um den Pilz zu bestimmen. Bei anderen Pilzen dagegen fehlt dieser Farbwechsel vollkommen, auch daraus können Rückschlüsse bezüglich der Pilzart gezogen werden.

Die Lamellen dagegen dienen vor allem wegen der Enge oder Weite als Unterscheidungsmerkmal. Bei einigen Pilzen stehen die Lamellen sehr eng beieinander, bei anderen sehr weit auseinander. Zudem kann der Ansatz am Stiel zur Pilzbestimmung eingesetzt werden. Es wird dabei unterschieden in fest angewachsene Lamellen, solche die am Stiel herablaufen und den freien Lamellen. Sie berühren den Hut des Pilzes überhaupt nicht. Sofern die Lamellen in der Nähe des Stiels eine Vertiefung aufweisen, die mit einem Graben vergleichbar ist, ist die Rede von ausgebuchtet angewachsenen Lamellen.

Sporen und Sporenpulver zur Pilzbestimmung

Ebenfalls können die Sporen der Pilze zur Pilzbestimmung herangezogen werden. Dabei werden sie in eine rundliche oder längliche Form unterschieden. Für den Pilzsammler hat die Form der Sporen allerdings keine Bedeutung, da diese nur unter dem Mikroskop erkennbar ist. Gleiches gilt für die Ornamentierung, die warzig oder netzartig sein kann.

Die Sporenfarbe hingegen ist ebenfalls ein Mittel zur Pilzbestimmung, die auch vom Pilzsammler ohne Hilfsmittel erkannt werden kann. Allerdings braucht es hierfür etwas Zeit. Um die Sporenfarbe zu ermitteln, muss der Hut, der vom Stiel befreit ist, mit der Unterseite auf ein Blatt Papier gelegt werden. Nach einigen Stunden fallen die Sporen heraus, es findet sich das Sporenpulver wieder, das aus Zehntausenden einzelner Sporen besteht. Anhand der Sporenfarbe lässt sich bestimmen, um was für einen Pilz es sich handelt. Allerdings muss die Bestimmung zeitnah erfolgen, da sich die Sporen schnell verfärben.

Ebenfalls ist es ratsam, den Hut des Pilzes jeweils hälftig auf ein weißes und ein dunkles Blatt Papier zu legen. Denn helle Sporen werden nur auf dem dunklen, dunkle nur auf dem hellen Blatt zu sehen sein. Da aber in der Regel der Pilz nicht bekannt ist, kann ebenfalls die Sporenfarbe nicht vorhergesehen werden.

Der Stiel zur Pilzbestimmung

Auch der Stiel kann zur Pilzbestimmung herangezogen werden. Wiederum sollte hierbei nicht nach der Länge und dem Durchmesser gegangen werden, die in vielen Büchern detailliert beschrieben werden. Denn diese stellen lediglich Richtwerte dar, die sich je nach den äußeren Faktoren, ändern können. Die Oberflächenbeschaffenheit der Stiele ist dagegen schon charakteristischer. Sie zeigt sich insbesondere durch gefurchte oder schuppige Oberflächen. Bei den Boletus-Arten dagegen werden vorrangig Stiele mit Netzmuster zu finden sein.

Weiterhin gibt es mitunter einen Ring am Stiel, bzw. die Reste eines solchen sind noch erkennbar. Dabei ist der Ring oftmals der Rest eines Velums. Dieses wird gebildet, um den jungen Fruchtkörper vor äußeren Einflüssen zu schützen. Je nach Pilz kann eine vollständige Hülle vorhanden sein, die als Velum universale bezeichnet wird, oder eine Teilhülle, die als Velum partiale bekannt ist. Letztere schützt lediglich noch die Lamellen. Sie zerreißt jedoch früher oder später ebenfalls und hinterlässt den Ring am Stiel, vereinzelt sind auch Reste am Hutrand zu finden. Der Ring selbst ist ebenfalls in verschiedenen Varianten zu finden, einerseits hängend, andererseits einfach oder doppelt. Eine typische Struktur ist einigen Pilzarten ebenfalls eigen.

An der Basis des Stiels finden sich insbesondere bei giftigen Pilzen noch Reste der gesamten Hülle. Diese Stielbasis ist ein wichtiges Erkennungsmerkmal für die giftigen Amanita-Arten, zu denen auch der Grüne Knollenblätterpilz gehört. An der Stielbasis ist bei diesen Arten oftmals eine Hülle, die Volva, zu sehen. Sie stellt den Rest der einstigen Gesamthülle dar und bleibt bei den Amanita-Arten oft am Stiel hängen, ebenso wie am Hutrand.

Diese Hülle kann verschiedenartig geformt sein, entweder lappig oder gerandet. Zudem sind warzige Gürtel durchaus möglich. Mitunter gibt es Pilze, die neben der Volva einen Ring besitzen, andere Arten dagegen besitzen keinerlei Schutzhülle.

Der Standort zur Pilzbestimmung

Der Standort der Pilze wird mitunter ebenfalls zu Rate gezogen, um deren Art zu bestimmen. Denn einige Pilze wachsen nur auf bestimmten Bäumen, andere nur auf Holz, wieder andere nur auf kalkhaltigen oder sauren Böden. Anhand dieser Standorte können einige Pilzarten bestimmt werden.

Gleiches gilt für die Jahreszeit, in der die Pilze wachsen. Zwar bilden die meisten Pilze ihre oberirdischen Fruchtkörper erst im feuchten Herbst aus, doch gibt es einige Arten, die schon früher entstehen. Anhand der frühen Ausbildung der Fruchtkörper kann dann die entsprechende Art bestimmt werden.


© Rezepte-Guru
erstellt am: 16.10.2009


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