Duft von 1. August in der Luft (1)

   Weggen
 
REF:  St. Galler Tagblatt 31.7.2001, Leben
   Urs Oskar Keller Erfasst von Rene Gagnaux



Zubereitung:
Originaltext:

Nationalsymbol aus dem Backofen: Jeder 1. August ist anders. Aber
alle sind goldgelb: Seit 1959 gehören die Zopf-Weggen mit den
Schweizer Fähnchen zum Nationalfeiertag wie die Nationalhymne und die
bunten Lampions.

Die Bezeichnung 1.-August-Weggen besteht schon lange. Das Gebäck ging
aus den so genannten Schweizerwoche-Weggen hervor. 'Während der
Schweizerwoche, die alljährlich durchgeführt wurde und im Gefolge der
Krise der Zwanziger- und Dreissigerjahre für Schweizer Produkte
bestimmt war, wurde auch lokal und regional für gutes Brot aus dem
Bäckerladen geworben', weiss Markus Tscherrig vom Schweizerischen
Bäcker-Konditorenmeister-Verband SBKV in Bern. Für Kurt Bürgin von
der gleichnamigen Bäckerei-Konditorei in Kreuzlingen war der Weggen
immer ein Verkaufshit. Seine Herstellung sei eine schöne Arbeit, die
ihm und seinen zwanzig Angestellten den Plausch mache. 'Als am 1.
August die Bäckerei noch offen war, herrschte immer eine besondere
Stimmung. Die ist nun verloren gegangen. Heute produzieren und
verkaufen wir ja alles mindestens einen Tag früher', sagt Bürgin.

Klare Vorgaben Die Vorgaben bei der Lancierung des August-Weggens
waren vor 42 Jahren ziemlich genau: 'Beim 1.-August-Weggen handelt es
sich um ein Qualitätsgebäck, hergestellt mit reiner Butter. Jeder
Weggen sollte mit zwei Schweizer Fähnchen geschmückt werden. Ein
Fähnchen ist zu wenig auffallend, weil die kleinste Grösse des
1.-August-Weggens in der Preislage eines Frankens liegt. Jedem
Bäckermeister ist es freigestellt, auch grössere Weggen zu backen,
die zu entsprechenden Preisen zu verkaufen sind. Von grösster
Bedeutung für das Gelingen der Aktion ist die Werbung und die
Aufklärung der Bäckersfrauen, des Bäckermeisters und des
Verkaufspersonals. Es genügt nicht, am Morgen des Nationalfeiertages
den Weggen in das Schaufenster zu stellen. Die Kundschaft muss auf die
Aktion vorbereitet werden.
Unsere Mitglieder ersehen aus dem Rezept, dass es sich beim
1.-August-Weggen, im Gegensatz zum Schweizerwoche-Weggen, nicht um ein
süsses, sondern um ein Gebäck aus Zopfteig handelt. Der besondere
Weggen eignet sich deshalb ausgezeichnet als Gebäck zum Cafe complet
(Abendessen am 1. August) zum Mitnehmen für das Picknick, als
Zwischenverpflegung, zum Kaffee oder Tee oder sonstigen Getränken nach
der 1.-August-Feier usw. Geschäftsleitung und Zentralkomitee rechnen
damit, dass dem 1.-August-Weggen ein ebenso grosser Erfolg beschieden
sei wie dem Schweizerwoche-Weggen und dem Königskuchen', schrieb
Zentralsekretär Bruno Heilinger im Juli 1959 in der
'Bäcker-Konditor-Zeitung'.

Brotkonsum rückläufig Inzwischen ist viel geschehen, die Weggen
werden immer noch gerne gegessen. Die einen mögen die weichen
Brötchen zum Frühstück, andere lieben sie zwischendurch, und einige
geniessen sie als Sandwichs. 1959 gab es in der Schweiz 7600
Bäckereien. Heute sind es noch 3300. 'In den helvetischen Bäckereien
und Konditoreien sind rund 30 000 Personen beschäftigt. Davon sind
über die Hälfte Frauen (im Verkauf sind fast nur Frauen). 2500
Arbeitgeber mit 3400 Verkaufsstellen sind Mitglied des 1885
gegründeten Schweizerischen Bäcker-Konditorenmeister-Verbandes SBKV',
führt Markus Tscherrig aus. Auch der Brotkonsum hat abgenommen. Wurden
1950 noch rund 60 kg Brot pro Kopf in der Schweiz verzehrt, so
stagniert der Konsum seit gut zehn Jahren auf rund 52 Kilogramm. 'Für
uns ist der Weggen ein sehr guter Einzelartikel. Das aus einer Art
Zopfteig hergestellte Produkt verlangt aber auch viel Arbeit',
bestätigt Fritz Strassmann, Präsident des Ostschweizer
Bäcker-Konditorenmeister-Verbandes (OBKV). Christian Nafzger, bis im
vergangenen April Präsident des Thurgauischen
Bäckermeister-Verbandes, backt die Spezialweggen zum Nationalfeiertag
meistens in einem Pizzaofen vor seinem Laden in Wängi. Die besondere
Aktion ist ein aufwendiger Einsatz, den die Kundinnen und Kunden sehr
zu schätzen wissen, wie Nafzger nicht ohne Stolz sagt.

Produkt für einen Tag 'Es ist obligatorisch, dass man Frischbutter
und -vollmilch für das Buttergebäck verwendet', sagt der
Bäcker-Patissier Heinz Wahrenberger in seiner Berlinger Backstube mit
Blick auf den See.
Auch das Weissmehl stammt aus Ostschweizer Mühlen. Sind die
Nationaltags-Weggen ähnlich herzustellen wie ein Zopf? 'Nein, das
Zopfrezept ist anders.' Von Hand werden alle Zutaten abgewogen. 'Die
Anzahl Weggen, die ich jedes Jahr produziere, ist eine reine
Gefühlssache. Ich habe dafür keine Statistik', sagt Wahrenberger.
Die genaü Menge zu bestimmen ist nicht einfach. Denn was zu viel
produziert wurde, kann am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden.
Die Papierfähnchen, die zum Schluss auf die Weggen gesteckt werden,
können die Bäckereien beim Verband beziehen. Als er einmal zu wenig
Schweizer Fähnchen bestellt hatte, griff der an Ideen nicht verlegene
Bäcker und Weltbürger Wahrenberger zu internationalem Ersatz - und
fand Fähnchen aus Deutschland und den USA. So wehten zum 1. August
neben der Schweizer Flagge auch noch zwei andere im Schaufenster an der
Berlinger Seestrasse. Gekauft wurden sie trotzdem. In der Euregio
Bodensee zeigt man sich auch am 1. August weltoffen.



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