Produktentwicklung - Wie Neuheiten entstehen (Info)

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   von Hanna Dietz



Zubereitung:
Viele Menschen nehmen sich immer weniger Zeit zu kochen. Dennoch wollen
sie zu Hause schnell, bequem und abwechslungsreich essen.
Eine Herausforderung für die Lebensmittelindustrie und ihre
Food-Designer. Sie entwerfen immer neue Produkte. Servicezeit:
Kostprobe verfolgt den Weg eines neuen Lebensmittels von der ersten
Idee über Marktanalysen, Rezeptentwicklung in der Versuchsküche und
Geschmackstests bis hin ins Supermarktregal.

_Spezialisten kreieren Neues_ Kühne möchte etwas Neues mit Senf
haben, Bahlsen sucht moderne Kekse, Meica schwebt eine Idee von einem
Würstchen aus dem Kühlregal vor, Maggi möchte im Sommer
jahreszeitlich passende Suppen aus der Tüte anbieten, Le Tartare
frische Geschmacksrichtungen für den Streichkäse ... Diese und viele
andere Firmen wenden sich mit den Ideen an die "Food Professionals" in
Sprockhövel. Produktentwicklung für Markenfirmen auf dem
Nahrungsmittelsektor ist eines der Hauptbeschäftigungsfelder der Food
Professionals Köhnen GmbH. Das Unternehmen ist erfolgreich, die hier
entwickelte Currywurst aus dem Supermarkt, der Curry-King von Meica,
machte beispielsweise zehn Millionen Euro Umsatz in nur drei Monaten.

_Eine Wissenschaft für sich_ "90 Prozent der Haushalte kochen nicht
mehr. Die Leute erhitzen etwas und meinen, gekocht zu haben", so
Friederun Köhnen, Inhaberin der Firma "Food Professionals". Aber die
Kunden sind anspruchsvoll und wählerisch. Sie wollen nicht ein
Maggi-Fix für Fleisch, sondern eins für Geschnetzeltes, eins für
Schnitzel, eins für Gulasch, eins für Hühnchenbrust etc.

Am Anfang der Produktentwicklung steht eine Analyse der Marke und des
jeweiligen Absatzmarktes. Welche Strategie hat die Firma? Welche
Maschinen haben die Produktionsstätten? Was können sie dort
überhaupt herstellen? Welche Kunden sollen angesprochen werden? Wie
kann man dem Konsumenten neue Produkte nahe bringen? Was sagen die
neuesten Marktforschungen über die Gelüste und Abneigungen der
Käufer? _"Etwas Neues mit Senf"_ Der Auftrag an die "Food
Professionals" lautete: "Etwas Neues mit Senf". Zunächst wurde
überlegt: Wo setzt man Senf beim Kochen überhaupt ein? Schliesslich
kamen die "Food Professionals" auf die Idee, dass man Senf auch für
Rouladen braucht. Um eine klassische Roulade zu rollen, benötigt man
ausserdem noch Zwiebeln, Gurken, Speck und allerlei Gewürze. Warum
also nicht eine Paste herstellen, die all diese Zutaten vereint und nur
noch auf die Roulade aufgestrichen werden muss? Alles für die
Bequemlichkeit. "Von einem Handelspartner wissen wir, dass pro Monat
eine Million Rouladen verkauft werden. Dann wissen wir, dass bei allen
Befragungen die Roulade als deutsches Lieblingsgericht gilt. Und wir
wissen, dass die Hausfrau mit dem Hacken, Schneiden und Schmieren
konfrontiert wird - und wenn sie es einfacher haben kann, wird sie es
nutzen. Es gibt ein Fix für die Sauce, die läuft hervorragend, wieso
sollte sich dann die Füllung nicht verkaufen?", so Friederun Köhnen.

_Handmuster aus der Versuchsküche_ Nach der Marktanalyse und
Ideenfindung werden so genannte Handmuster entwickelt, die später der
Industrie als Vorlage für ihre Produktion dienen. In der
Versuchsküche wird gerührt, zusammengemixt, erhitzt, probiert, weiter
gekocht und wieder probiert - bis das Ergebnis zufrieden stellend ist.
"Dabei sind alle Punkte wichtig: einmal die Optik. Das Produkt soll den
Endverbraucher ansprechen, wenn er es kauft. Aber natürlich ist auch
die Konsistenz wichtig, dass der Endverbraucher keine Probleme hat es
zuzubereiten, und generell der Geschmack. Denn wenn ich es einmal
gekauft habe und es hat mir nicht geschmeckt, dann kaufe ich es auch
nicht wieder, dann kann es noch so gut aussehen", so Susanne Cremer,
die Leiterin der Versuchsküche.

In einer Versuchsküche geht es anders zu als am heimischen Herd.
Man hat hier immer die industrielle Massenproduktion vor Augen,
dementsprechend werden die Zutaten ausgewählt. Ist zum Beispiel Honig
in dem neuen Produkt enthalten, dann arbeitet die Industrie mit
Honigpulver. Mit flüssigem Honig würden nämlich die ganzen Maschinen
verkleben. Reibekuchenteig muss geschwefelt werden, weil er sonst braun
werden würde - wie die frisch geriebene Kartoffel zu Hause auch. Bei
einem Fertiggericht mit Nudeln müssen die Öcotrophologinnen genau
überlegen, welche Nudeln sich dafür eignen, die auch nach dem
Aufwärmen zu Hause nicht pappig und weich sind.

_Marktforschung: Top oder Flop?_

Schmeckt den Mitarbeitern das neue Produkt, kommt die Marktforschung
wieder ins Spiel. Mit einem Muster werden zielgruppenspezifische Tests
gemacht. "Wenn wir wissen, dass das Produkt so herzustellen ist, dann
gehen wir in die Marktforschung. Wir fragen den Endverbraucher: Willst
du das überhaupt haben, oder war das nur eine flotte Idee von uns?
Wenn der Endverbraucher uns signalisiert, dass er es toll findet, dann
nimmt die Industrie unser Handmuster und setzt es auf die Linie um. Es
wird dann maschinell hergestellt, aber erst dann, wenn wir wissen, dass
es ein Erfolg werden wird", so Friederun Köhnen.

Gilt es eine neue Käsesorte zu testen, werden Leute eingeladen, die
gerne Käse essen. Stehen Kinderriegel auf dem Prüfstand, kommen
haufenweise Kinder und schnabulieren die Süssigkeit. Soll ein neues,
abgepacktes Brot probiert werden, müssen natürlich Verbraucher her,
die normalerweise auch SB-Brot kaufen und nicht frisches Brot beim
Bäcker. 50 Prozent der neu kreierten Nahrungsmittel fallen bei den
ersten Tests durch, und die Öcotrophologen-Crew der "Food
Professionals" muss wieder ans Werk - so lange, bis das Rezept optimal
ist. "Von zehn Produkten, die man in die Marktforschung gibt, bleiben
zwei oder drei über, die wirklich positiv beurteilt werden, wo man
sagen kann, die werden zum Erfolg", weiss Friederun Köhnen.

_Packungsgrössen, Design und Werbung_ Steht das endgültige Rezept
fest, sind noch weitere Fragen zu klären: In welchen Mengen muss das
Produkt abgepackt werden, damit es optimal ankommt und schmeckt? Es ist
tatentscheidend, ob Frikassee in einer 350-Milliliter-Dose oder in
einer 500-Milliliter-Dose abgepackt wird, ob Erbsensuppe in einer
Singleportion verkauft werden soll oder in der Grossfamilienpackung.
Das fertige Rezept wird dann an den Auftraggeber weitergegeben - und
der bestimmt den weiteren Verlauf. Natürlich muss auch über das
Design der Verpackung entschieden werden.

Die Arbeit an so einer Produktentwicklung dauert mindestens zwei bis
drei Monate, manchmal auch bis zu anderthalb Jahren. Aber: "Ein Produkt
hat es noch nicht geschafft, wenn die Marktforschung und die Industrie
es gut finden. Es muss nun erst durch das Nadelöhr Handel, es muss
eingelistet werden und Werbung bekommen. Damit der Endverbraucher auch
weiss, wo er es finden kann", so Friederun Köhnen.

Die "Food Professionals" entwickeln in ihrer Versuchsküche auch
Rezepte für Kochbücher. Hier eine leckere Kreation für den
Weihnachtsteller: Ingwerstäbchen (=> extra Rezept) Kontaktadresse:
* The Food Professionals Köhnen GmbH Kohlentreiberweg 4 45549
Sprockhövel Tel. (0 23 39) 91 85-0 Fax (0 23 39) 91 85-100 E-Mail:
info@food-professionals.de http://www.food-professionals.de
http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20041108/b_3.phtml



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