Schokolade nach dem ersten Weltkrieg

Nachdem der erste Weltkrieg beendet war, wurde der Import des Rohkakaos verboten. Dadurch sollte verhindert werden, dass die Devisen außer Landes flossen. Selbst der Zucker wurde damals nur in begrenzten Mengen ausgegeben. Die ausländischen Firmen aus England, Frankreich und den USA versuchten auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen und wollten ihre Produkte verkaufen.

Die 1920er Jahre wurden als die goldenen Jahre bezeichnet, da die Geschäfte mit Kakao wieder florierten. Zu Beginn des ersten Weltkrieges existierten in Deutschland 180 Betriebe, die Schokolade herstellten. Bereits im Jahr 1925 ist die Zahl der Schokoladenproduzenten auf 350 angestiegen. Viele Unternehmen in der Schokoladenindustrie expandierten zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg. So konnte das Unternehmen Felsche mit seinem Hauptsitz in Leipzig 1.400 Mitarbeiter beschäftigen. Der Schokoladenhersteller Eszet aus Stuttgart hatte in dieser Zeit für 200 Mitarbeiter Arbeit.

Als dann im Oktober 1929 der so genannte „schwarze Freitag“ kam, mit dem Börsencrash in New York, begann die Weltwirtschaftskrise und viele Unternehmen wurden davon hart getroffen. Einige von ihnen mussten sogar ihre Mitarbeiter entlassen und die Firmen schließen. Traditionsreiche Unternehmen mussten aufgeben oder wurden von anderen Investoren aufgekauft. Selbst das große Schokoladenunternehmen Stollwerck geriet nach der gefährlichen Übernahme von Reichardt in große Bedrängnis. Die Folge daraus war, dass der Branchenriese von der Deutschen Bank kontrolliert wurde.

Die Machtübernahme in Deutschland durch die NSDAP

Als 1933 die NSDAP die Macht übernahm, begannen die Vorbereitungen auf den zweiten Weltkrieg. Der Verband der Schokoladenfabrikanten wurde von der „Wirtschaftlichen Vereinigung der Deutschen Süßwarenindustrie“ abgelöst. Diese Vereinigung kontrollierte ab 1935 die Rohstoff-Kontingente und gab die Richtlinien vor, wie viel Schokolade für das Deutsche Reich hergestellt werden musste.

Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurde die Schokolade aus dem Verkauf genommen und Zivilisten kamen nicht mehr in den Genuss dieser Köstlichkeiten. Die gesamte Produktion wurde an die Soldaten verteilt, jedoch währte dies nur kurze Zeit, denn es wurde kein Rohkakao mehr importiert. Als Fliegerschokolade wurde die „Scho-Ka-Kola“ berühmt, sie wurde nur an die Piloten als Verpflegung verteilt. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges musste auch diese Produktion eingestellt werden.

Obwohl ein Mangel an Rohkakao herrschte, arbeiteten die Schokoladenfabriken weiter. Viele Firmen mussten in dieser Zeit Grundnahrungsmittel und Ersatzstoffe herstellen. Allerdings mussten einige Unternehmen für die Rüstungsindustrie arbeiten und wurden dementsprechend umgerüstet. Bis zum Kriegsende kam die Produktion von Schokolade zum Erliegen und viele Fabriken wurden während des Krieges zerstört, wie zum Beispiel in Berlin Hildebrand und in Köln Stollwerck.

Ebenfalls mussten sich die Alliierten mit der Schokolade einschränken, in England wurde diese nur in kleinen Rationen verteilt. In der Woche standen den Engländern je Person nur 50 Gramm Süßigkeiten zur Verfügung. Einige Unternehmen mussten die Herstellung von Schokolade einstellen und andere konnten wiederum davon profitieren. So wurde beispielsweise in der englischen Firma Fry eine Vitaminschokolade hergestellt. Diese wurde in den Ländern an die Kinder verteilt, die Deutschland während des Krieges besetzte. Bis 1954 dauerte es in England, bevor der Markt wieder mit Süßigkeiten und Schokolade beliefert werden konnte.


© Rezepte-Guru
erstellt am: 06.09.2009


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