Das Butterbrot - mehr als nur ein Sattmacher (Info)

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   von Martina Kast



Zubereitung:
Auf dem Schulhof, beim Frühstück, zum Abendessen oder auch als Snack
für zwischendurch - das Butterbrot ist vom Speiseplan der Deutschen
nicht wegzudenken.

_Alltagskost seit dem Mittelalter_ Im frühen Mittelalter stand in
Deutschland noch Brotbrei, der mit Bier und Butter angereichert wurde,
als tägliche Nahrung im Vordergrund. Als in Norddeutschland durch die
Hanse der Salzhandel erbluehte, wurden Brotscheiben mit der besonders
streichfähigen Salzbutter bestrichen - die ersten Butterbrote waren
geboren.

Eine erste Erwähnung findet das Butterbrot mit Auftauchen des
Rostocker Familiennamens "Botterbroth" um 1349. Und auch künstlerisch
lässt sich die Existenz des Butterbrotes seit dem Mittelalter belegen.
Das Gemälde "Bauernhochzeit" des niederländischen Malers Pieter
Brügel zeigt ein auf dem Boden sitzendes Kind, das eine mit Butter
bestrichene Brotschnitte auf dem Schoss liegen hat. Einige Verse Martin
Luthers aus dem Jahre 1525 dokumentieren schliesslich die
"Putterpomme", die im heutigen Sachsen als "Butterbemme" bekannt ist,
als beliebtes und gängiges Nahrungsmittel jener Zeit.

_Zwischenmahlzeit am Arbeitsplatz und in der Schule_ Ungesalzene
Butter kam hingegen wegen ihrer schnellen Verderblichkeit noch bis ins
18. Jahrhundert lediglich als Speise der privilegierten Reichen bei
Festessen und stets nur als krönender Abschluss auf die Tafel. Mit
steigender Beliebtheit des Butterbrotes sowie den verbesserten
Kühlmöglichkeiten erfuhr die Süssrahmbutter einen stetigen Aufstieg
als Grundnahrungsmittel der Gesamtbevölkerung. Und durch die damals
anwachsende gewerbliche Tätigkeit der mitteleuropäischen Bevölkerung
wurde die Verbreitung des Butterbrotes noch begünstigt. Lange
Arbeitstage und die vornehmlich körperliche Arbeit waren mit nur zwei
Hauptmahlzeiten kaum zu bewältigen. Das zusammengeklappte Butterbrot
war eine leicht transportable und kräftigende Zwischenmahlzeit. Bis
ins heutige Zeitalter ist das Butterbrot ein treuer Begleiter von
Schulkindern, Angestellten und Arbeitern geblieben.

_Die Konkurrenz - Von Baguette bis Bagel_ In Frankreich heisst es dann
Baguette und wird meist mit Schinken oder Camembert belegt. In Italien
bestreicht man zwei ungetoastete Scheiben Weissbrot mit Thunfischpaste,
Avocadocreme oder Pesto, schneidet die Ränder ab, klappt es zu und
nennt das dann Tramezzino. Und plötzlich spricht alle Welt nur noch
von Canapes, Sandwiches oder Ciabatta. Als McDonald#s vor nicht allzu
langer Zeit sein Sortiment um den Bagel mit Frischkäse bereicherte,
behaupteten die Hamburgerbrater gar frech: Das Butterbrot ist tot.

_Das Butterbrot als Studienobjekt_ Unter dem Motto "Schmier dir eins"
haben Wissenschaftler vom Amt für Rheinische Landeskunde in Bonn im
vergangenen Sommer eine Umfrage zur Nahrungskultur der Deutschen
gestartet. Die Kernfrage des Ganzen: Wofür steht das Butterbrot heute?
Die Teilnehmer waren begeistert: Von 3.000 verschickten Fragebögen kam
ein Drittel bereits nach zwei Wochen ausgefüllt zurück. "Das
Butterbrot weckt Emotionen, dazu weiss jeder etwas zu sagen", so der
Völkerkundler im Landschaftsverband Rheinland, Dr. Josef Mangold.

"Interessanterweise hat die Studie gezeigt, dass das Butterbrot bei den
Jugendlichen nicht tot ist, wie es ja oft in der Werbung behauptet
wird, sondern dass die Jugendlichen doch noch sehr gerne das Butterbrot
mit in die Schule nehmen." Erfreuliches Ergebnis der Umfrage: 50
Prozent aller Schulkinder essen immer noch lieber ihr Pausenbrot mit
einem Apfel oder Joghurt, statt Pommes oder Pizza in sich
hineinzustopfen. Ob Teewurst, Edamer oder Erdbeermarmelade - die
Bandbreite der Beläge variiert. Doch am besten schmecken immer noch
die Stullen der anderen: Denn auf dem Schulhof wird getauscht wie eh
und je.

Ob viereckig, oval oder rund, hell oder dunkel - die Schnitte ist nicht
nur populär, sondern auch gesund. Magnesium, Eisen und Zink im vollen
Korn sind nicht nur prima für Haut und Haar.

_Rheinländer lieben Schwarzbrot_ Ein prägnantes Ergebnis der Studie:
"Wenn man nach Altersgruppen bei den unter Dreissigjährigen schaut,
dann ist das Weissbrot absolut beliebt, das lässt dann nach. Die über
Sechzigjährigen bevorzugen das Schwarzbrot, also: je älter, desto
kräftiger wird das Brot", erklärt Dr. Josef Mangold. Mit ihrer Wahl
des Rheinischen Schwarzbrots als Lieblingsbrot haben sich die
Rheinländer für ein besonders gesundes Brot entschieden.

_Gesunder Sattmacher_ "Schwarzbrot gehört zu den Brotsorten, die am
ballaststoffreichsten sind, also ernährungsphysiologisch besonders
wertvoll. Es ist reich an B-Vitaminen, Vitamin E, und die Butter ist
natürlich auch für den Geschmack, da kommt es auf die Dicke der
Butterschicht an", ergänzt Brigitta Tummel,
Ernährungswissenschaftlerin bei der Vereinigung Getreide-, Markt- und
Ernährungsforschung. "Viele machen den Fehler und machen den Belag
extra dick und die Scheibe Brot so, dass sie den Belag gerade noch
hält. Besser ist es, eine dicke Scheibe Brot zu nehmen und einen
dünnen Belag, gerne auch noch Gemüse oder Obst", rät die
Ernährungswissenschaftlerin. In kaum einem anderen Lebensmittel sind
so viele Ballaststoffe enthalten wie im Vollkornbrot. Die machen satt
und helfen dem, der abnehmen möchte. Die Brotdiät, bei der man bis zu
fünf Mahlzeiten mit insgesamt 1.200 Kilokalorien täglich zu sich
nimmt, ist sogar von der Stiftung Warentest empfohlen worden. "Kaum
eine Diät ist so leicht in den Alltag zu integrieren und so
abwechslungsreich", erklärt Birgitta Tummel.

Ob als simple Stulle oder geschichtetes Paket mit frischer Gemüsedeko:
Das Butterbrot ist immer noch des Deutschen liebster Snack. Ob zum
Frühstück, auf der Arbeit oder zum Abendbrot.
Letzteres ist übrigens eine deutsche Erfindung. Abendbrot - ein Wort,
zu dem es in keiner anderen Sprache der Welt einen entsprechenden
Ausdruck gibt.

_Geschichten rund ums Butterbrot_ Das gute alte Butterbrot weckt
Emotionen. So schwelgen nicht wenige in Erinnerungen an die so
genannten "Hasenbrote", die man heute ja gar nicht mehr kennt. Das sind
die Brote, die der Vater auf der Arbeit nicht ass und abends wieder mit
nach Hause brachte, um sie seinen Kindern zu geben. Ein Brauch aus
schlechten Zeiten, aber für die Kinder offenbar etwas Besonderes.
Viele Studienteilnehmer haben auch ihre ganz persönlichen
Butterbrotgeschichten aufgeschrieben.
Ein Ehepaar aus dem Rheinland hat sich vor über 50 Jahren in Notzeiten
übers Butterbrot kennen gelernt. Zur Tanzstunde hatte die junge Frau
immer ein Butterbrot mitgebracht. Das wurde dann zusammen verzehrt.
Dabei haben die beiden sich verliebt.

Geschichten wie diese und zahlreiche interessante Fakten rund ums
Butterbrot wird es bald als Dokumentation geben. Und auch die Anekdote,
die der Völkerkundler Dr. Josef Mangold erzählt, wird ganz sicher
darin verewigt: "Ein Mitarbeiter packt sein Butterbrot aus, nur statt
des Belags findet er einen Zettel: Hättest Du nicht alles versoffen,
dann wäre ich jetzt Wurst." _Weiterführende Informationen:_ Die
Studie "Schmier dir eins" wurde vom Landschaftsverband Rheinland, Amt
für rheinische Landeskunde, unter der Leitung von Dr. Josef Mangold
durchgeführt und wird zurzeit noch ausgewertet.
Den ARL-Volkskundlern geht es darum, die historischen und aktuellen
Formen des gesellschaftlichen Lebens und Zusammenlebens im Rheinland zu
erforschen, zu dokumentieren und anschaulich in Text, Bild, Film und
Ton zu vermitteln. Im Vordergrund steht stets die Frage: Was macht die
Identität der Region aus? * Landschaftsverband Rheinland Amt für
Rheinische Landeskunde Endenicher Str. 133 53115 Bonn Tel. (02 28) 98
34-0 Fax (02 28) 98 34-119 Internet: http://www.lvr.de E-Mail:
arl@lvr.de Service, Infos und Bestellungen: * Gabriele Dafft Tel. (02
28) 98 34-208 Fax (02 28) 98 34-29 90 E-Mail: g.dafft@lvr.de
Volkskunde: * Dr. Josef Mangold Tel. (02 28) 98 34-261 oder -278 Fax
(02 28)98 34-119 E-Mail: j.mangold@lvr.de _Links:_

Sandwiches - in aller Munde ServiceZeit KostProbe vom 5. März 2001
http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/kp_sarchiv/2001/03/05_2.html
Stressfrei Essen: Sandwiches, Canapes & Co.
ServiceZeit KostProbe vom 3. Februar 2003
http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20030203/b_5.phtml
Brotaufstriche: Neue Sorten im Geschmackstest
ServiceZeit KostProbe vom 22. September 2003
http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20030922/b_1.phtml
http://www.butterbrot.de

http://www.gmf-info.de

http://www.brotzeitberlin.de

http://www.butterstulle.de

http://www.josephrothdiele.de

_Literaturtipps:_

* Elke Kössling Das Buch vom Butterbrot vgs , 2002 ISBN 3802515005
Preis: 14,90 Euro
* Ilse Gutjahr, Erika Richter Streicheleinheiten Von der Kunst,
schmackhafte Brotaufstriche zu zaubern Emu, 1995 ISBN 389189063X Preis:
14,80 Euro
http://www.wdr.de/tv/service/kostprobe/inhalt/20040308/b_5.phtml



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