Nostradamus: Herstellung von Kandiszucker

  



Zubereitung:
Wie man einen überaus schönen Candiszucker macht.

Das XXVI. Kapitel:

Nimm vom allerschönsten und weißesten Zucker (denn aus einer schönen
Ware wird ein schönes Werk, so wie aus einer häßlichen oder schlechten
ein schlechtes wird) ungefähr neun Pfund, löse ihn in Wasser
ausreichend auf und hältst du den Zucker nicht für schön genug, so
clarificier ihn so lange bis er vom Bodensatz gereinigt ist, und wenn
dasselbe geschehen ist, so löse ihn gründlich auf, laß ihn abermals
sieden bis zur rechten Dicke eines Sirups, eher mehr als minder, dann
candiert er zu Salz, und sobald er gekocht ist, nimm einen irdenen
Topf, der nicht lasiert ist, und ausdrücklich dazu gemacht ist, lege
einen kleinen Tannenzweig hinein, oder sonst ein Rohr oder kleine Rute,
damit sich der Zucker in der Mitte candiere und wenn du die Rute deines
Gefallens hineingelegt hast, dann schütte den Zucker heiß in den Topf,
tü einen Topfdecke darüber und verklebe ihn ganz grob mit Leim, nur
darum daß die Hitze länger darin bleibt, und vergrabe ihn sofort unter
warmem Mist, sei es an einem öffentlichen oder verborgenen Ort. Wenn du
siehst, daß der Mist nicht warm genug ist, wärme ihn mit warmem Wasser,
und schau daß er recht tief ist, und daß der Topf mitten darin steht,
und decke ihn gut zu, laß ihn neun Tage, und Nächte darunter, und am
Ende derselben tü ihn wieder aus dem Mist, decke ihn auf, schütte den
Sirup heraus, welcher noch nicht candiert ist, dann siehst du daß von
neun Pfund Zucker, fünf oder sechs Pfund candiert sind, mehr oder
minder, und wenn du den Sirup gut herausgeseiht hast, mach gleich
Wasser gut heiß, wasche ihn zwei- oder dreimal, damit er nicht wegen
des Sirups der daran klebt, unlustig wird, und gieß nun das Wasser, mit
dem du ihn gewaschen zum Sirup, und merke, willst du ihn machen, so
mußt du ihn so und nicht anders machen.

Machen kannst du ihn auch anders, aber das kostet mindestens
ebensoviel. Du sollst auch wissen, daß bleibt der Zucker länger als
neun Tage unter dem Mist und wäre dieser warm, so candiert er nicht,
denn der Mist hat dampfende Feuchte, die alles durchdringt und so
braucht der Zucker wieder lange Zeit, bis er zu Candis zergeht.
Und willst du, daß fast der ganze Zucker candiert oder nur wenig nicht,
so laß ihn zu Sirup einkochen, und gib acht daß der Topf nicht zu hart
gebrannt und nicht gewaschen ist, wenn du den Zucker hineintust, auch
sonst kein Wasser berührt hat, damit keine andere Feuchtigkeit, außer
der des Zuckers entsteht. Darum müssen solche Töpfe ausdrücklich zu
dieser Sache gemacht sein. Denn will einer den candierten Zucker in
einem Stück herausnehmen, nachdem der Sirup abgeschöpft ist, muß er ihn
auf ein sanftes Kohlenfeuer setzen, ein wenig rütteln, bis er spürt daß
der Zucker hin und her schwankt und nun den Topf zerbrechen, und den
candierten Zucker herausnehmen.
Wenn man kaum weniger als acht o
der neun Pfund macht, so kann man aber alles mit ihm zubereiten.

Daß aber etliche Plauderer sagen, daß aus einem unflätigen groben
Zucker ein schöner Candiszucker werde, ist eine Betrügerei. Quia non ex
Musico, non fit Musicus. Willst du aber sagen, daß aus einem Zucker der
gar nicht schön ist, etwas Schönes gemacht werden könne, so bekenne ich
wie es zugeht. Nimm vom selben gut gereinigten Zucker, der nicht so
hart wie Sirup gesotten ist, ein ziemliches Gewicht, tü ihn in einen
großen irdenen Topf, mache unten ein Loch hinein, nimm diesen nach der
Größe des Zuckers, laß ihn vier oder fünf Tage daran, und zum Ausgang
derselben, seihe durch das Loch, welches unten am Boden den halben Teil
des Sirups oder etwas mehr, dann wird das Übriggebliebene gar schön,
denn mit dem Zucker bekommt es eine andere Gestalt als mit dem Honig,
denn das Beste vom Zucker schwimmt oben, wie auch beim Öl. Das Schönste
aber beim Honig liegt unten am Boden. So macht man nun aus einem
unflätigen Zucker, einen sehr schönen Candiszucker, der ebenso gut
schmeckt.

Dieses ist nun die Weise den Candiszucker zu machen, wie man ihn denn
auch zu Genua, und Venedig zubereitet.
Hierzulande aber hab ich ihn aus gepreßten Oliven, zubereiten lassen,
welcher über die Maßen schön gewesen ist, und dem den man von Venedig
bringt gar gleich.
:Notizen (*) : Quelle: Die Elixiere des Nostradamus
: : Erfasst 28.08.02 von Ulli Fetzer
:Notizen (**) : Gepostet von: Ulli Fetzer
: : Email: ufetzer@gmx.de



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